Praxisleitfaden

Hemmung der Aushärtung bei platinvernetztem Silikon: Ursachen und Lösungen

Wenn du jemals Silikon gegossen hast und Bereiche entdeckt hast, die klebrig oder weich bleiben, obwohl der Rest der Form vollständig ausgehärtet ist, bist du wahrscheinlich auf eine Aushärtungshemmung gestoßen.

Auf dieser Seite erklären wir kurz und praktisch warum eine Hemmung auftritt, welche Materialien sie verursachen können und wie du sie vermeiden kannst, wenn du mit SiliCreate Silikon mit Platinvernetzung (RTV2) arbeitest.

Kurz gesagt: Eine Hemmung bedeutet nicht, dass das Silikon „defekt“ ist, sondern dass der Platinkatalysator blockiert (vergiftet) wurde, weil er mit bestimmten Substanzen oder inkompatiblen Materialien in Kontakt gekommen ist.

Was genau ist eine Aushärtungshemmung?

Platinvernetztes Silikon (platinum-cure) härtet durch eine chemische Reaktion zwischen zwei Komponenten (normalerweise A und B) in Anwesenheit eines Katalysators auf Platinbasis aus. Unter normalen Bedingungen wird das Material nach dem Mischen und der angegebenen Aushärtungszeit elastisch und vollständig trocken.

Eine Hemmung tritt auf, wenn bestimmte Substanzen mit dem Platinkatalysator reagieren und ihn lokal blockieren. Das führt zu:

  • Bereichen, die an der Oberfläche klebrig oder gelartig bleiben;
  • Ecken/Detailbereiche, die überhaupt nicht aushärten;
  • deutlichen Unterschieden zwischen vollständig ausgehärteten und weichen/matten Bereichen;

Das Problem tritt meist an der Grenzfläche zwischen Modell/Form und Silikon auf, nicht in der gesamten Materialmasse.

Ein wenig Chemie (einfach erklärt)

Die Vernetzungsreaktion

Platinvernetztes Silikon nutzt eine Additionsreaktion:

  • die Silikonketten verbinden sich miteinander;
  • der Platinkatalysator beschleunigt die Reaktion;
  • es entstehen keine Nebenprodukte (nahezu keine Schrumpfung).

Was bedeutet „Vergiftung“ des Katalysators?

Bestimmte chemische Verbindungen binden sich an das Platin und blockieren den Katalysator. In diesem Bereich:

  • stoppt die Reaktion oder verlangsamt sich stark;
  • bleibt das Silikon weich oder klebrig;
  • bleibt das Problem oft lokal begrenzt.

Typische hemmende Substanzen

Sulfide Amine Zinnkatalysatoren Weichmacher Bestimmte Kleber & Lacke

Diese Stoffe können in Kunststoffen, Latex, Modelliermassen, Klebstoffen, Lacken, 3D-Drucken usw. enthalten sein.

Materialien, die eine Hemmung verursachen können

Unten findest du eine Liste von Materialien, die häufig Probleme verursachen, und empfohlene Alternativen.

Handschuhe

  • Vermeiden: Handschuhe aus Naturlatex. Latex enthält schwefelhaltige Verbindungen, die Silikon hemmen können.
  • Empfohlen: Handschuhe aus Nitril oder Vinyl.

Auch wenn du das Silikon nicht direkt berührst, können Latexspuren auf dem Modell oder im Behälter eine Hemmung verursachen.

Schüsseln und Mischbehälter

  • Empfohlen: PP (Polypropylen), PE, Silikon, Glas, Edelstahl.
  • Vermeiden/Testen: PVC, einige ABS-Typen, Polycarbonat, unbekannte oder sehr weiche Kunststoffe (können Weichmacher oder Reaktivstoffe enthalten).

Wenn du das Material eines Kunststoffbehälters nicht kennst, sind PP/PE, Glas oder Silikon am sichersten.

Modelliermassen

  • Vermeiden: Modelliermassen auf Schwefelbasis („sulfur-based oil clay“). Eine klassische Ursache für Hemmung.
  • Empfohlen: schwefelfreie Modelliermassen, die ausdrücklich als kompatibel mit platinum-cure Silikon angegeben sind.

Zinnvernetztes Silikon (tin-cure)

Formen oder Modelle aus tin-cure Silikon können Rückstände enthalten, die platinvernetztes Silikon hemmen.

  • kein platinum-cure direkt auf unbekanntem tin-cure verwenden;
  • immer einen Kleintest durchführen.

Farben, Lacke, Klebstoffe

  • Epoxid-, PU- oder Cyanacrylatkleber können hemmen, wenn sie nicht vollständig ausgehärtet sind.
  • Manche Farben enthalten Amine oder aktive Lösungsmittel.

Grundregel: vollständig aushärten lassen (idealerweise 24 h) und an einer kleinen Stelle testen.

3D-Drucke und Harze

  • SLA/DLP-Drucke können Monomere freisetzen, wenn sie nicht richtig gespült und nachgehärtet wurden.
  • Einige TPU- oder modifizierte ABS-Filamente können problematische Additive enthalten.

Das Modell gründlich waschen, korrekt nachhärten und ggf. mit kompatiblem Acrylklarlack beschichten.

Wie erkennt man eine Hemmung?

Die häufigsten Anzeichen, dass etwas nicht stimmt:

  • die Oberfläche bleibt klebrig, selbst nach der normalen Aushärtungszeit;
  • es gibt weiche oder gelartige Bereiche, besonders in feinen Details;
  • deutliche Unterschiede zwischen vollständig ausgehärteten und „nassen“/glänzenden Bereichen;
  • die Form reißt leicht an bestimmten Stellen.
Achtung: die Aushärtungszeit zu verlängern (z. B. von 12 h auf 24–48 h) behebt keine starke Hemmung. Wenn der Katalysator blockiert ist, wird dieser Bereich nicht richtig aushärten.

Praktische Tipps zur Vermeidung von Hemmung

1. Verwende kompatible Materialien

Für maximale Sicherheit arbeite mit Materialien, die nachweislich kompatibel mit platinum-cure Silikon sind:

  • Mischbehälter: PP, PE, Glas, Edelstahl, Silikon.
  • Werkzeuge: sauberes Holz, PP, Edelstahl.
  • Handschuhe: Nitril oder Vinyl, kein Latex.

2. Reinige und bereite das Modell sorgfältig vor

Schmutz, Fett oder Kleber-/Farbreste können eine Hemmung verursachen.

  • mit Wasser und mildem Reinigungsmittel waschen, gut abspülen;
  • bei Bedarf mit Isopropanol entfetten und vollständig verdunsten lassen;
  • keine unbekannten Sprays oder Trennmittel verwenden.

Nur Trennmittel verwenden, die ausdrücklich für platinum-cure Silikon geeignet sind.

3. Mischungsverhältnis einhalten und gründlich mischen

Falsches Mischen kann wie „teilweise Aushärtung“ wirken.

  • angegebenes Verhältnis einhalten (z. B. 1:1 nach Gewicht);
  • lange genug mischen, Wände und Boden gut abkratzen;
  • in ein zweites sauberes Gefäß umfüllen und erneut mischen („Double Mix“).

4. Immer einen kleinen Test machen

Wenn du ein neues Material verwendest (Kunststoff, Farbe, Ton usw.):

  • eine kleine Menge Silikon an einer unauffälligen Stelle auftragen;
  • normal aushärten lassen;
  • überprüfen, ob die Oberfläche trocken und elastisch ist.

Wenn der Test erfolgreich ist, kannst du das ganze Projekt sicher gießen.

5. Achte auf die Arbeitsumgebung

Platinum-cure Silikon ist relativ tolerant, aber:

  • in einer sauberen, staubarmen Umgebung arbeiten;
  • aerosolhaltige Sprays und starke Lösungsmittel vermeiden;
  • die vom Hersteller empfohlene Temperatur einhalten.

Häufige Fragen zur Aushärtungshemmung

Macht die Hemmung das Silikon gefährlich?

Nein, die Hemmung macht das Material nicht „giftig“, aber die Form ist unbrauchbar: sie ist mechanisch schwach, reißt leicht und kann zukünftige Güsse verunreinigen.

Kann man eine gehemmt ausgehärtete Form retten?

Leider ist es sehr schwierig, eine Form zu „retten“, wenn die betroffenen Bereiche auch nach 24–48 Stunden nicht aushärten. Die übliche Lösung ist, die Ursache zu identifizieren (inkompatibles Material, Trennmittel, Farbe, Latex usw.) und die Form mit korrekt vorbereitetem Modell neu herzustellen.

Ist platinvernetztes Silikon empfindlicher als tin-cure?

Ja, platinbasierte Systeme sind allgemein empfindlicher gegenüber Verunreinigungen, bieten jedoch wichtige Vorteile (dimensionsstabil, minimale Schrumpfung, hautfreundlich und teilweise lebensmittelecht). Mit etwas Sorgfalt lassen sie sich genauso einfach verwenden.

Produkt zur Wunschliste hinzugefügt
Produkt zum Vergleich hinzugefügt.

We use cookies to give you the best possible experience on our site.

By continuing to browse, you agree to this.